Wichtig: Ich schreibe hier aus meiner Perspektive, ich bin nicht schwer betroffen und kann glücklicherweise erleben, dass sich mein Körper anfängt zu regenerieren (zwar langsam, aber es verändern sich Dinge zum Positiven). Für Menschen die z.B. bettlägerig sind und seit Monaten keine Fortschritte erleben dürfen, kann meine Perspektive triggernd sein. Es geht hier viel darum die Chance in einer Erkrankung zu erkennen, aber das ist nicht in jedem Zustand möglich oder realistisch.
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Neulich beim Kochen... während ich die im Wald gesammelten Kräuter klein Schnitt um eine leckere Olivenölpaste zu zaubern (seitdem ich wieder genug Energie fürs Kochen habe, ist auch wieder eine gewisse Kreativität in der Küche zurückgekommen) lauschte ich einem Podcast von Damo Mitchell und es war einer dieser Momente in denen die Welt kurz stehenbleibt und sich dann gefühlt anders herum weiterdreht...
Denn ich verstand mit einem Schlag, was da gerade in mir seit ein paar Wochen innerlich geschah... eine neue Art der Dekonstruktion meiner inneren Denkweise auf einem ganz unerwarteten Level mit dem Potential die Chance meines Lebens zu sein.
Wenn meine Festplatte gerade aufgeräumt wird durch den Umstand eine chronische Krankheit zu haben, dann ist das gleichzeitig auch die verrückte Möglichkeit selbst zu entscheiden, wie ich die Festplatte neu programmieren möchte.
Bisher war es vor allem das permanente Loslassen, was sich unbarmherzig durch Long Covid in meinem Leben ausgebreitet hatte. Das Loslassen von Wünschen, Vorstellungen, Tätigkeiten, Jobs, Menschen, Hobbys, Identitäten etc. Alle paar Monate möchte sich etwas anderes aus meinem Leben verabschieden und während ich mich am Anfang heftig dagegen gewehrt habe, bin ich mittlerweile recht geübt und immer ruhiger in diesen Prozessen.
Und das Loslassen ergibt auch immer mehr Sinn. Während es sich am Anfang wie ein innerliches Sterben angefühlt hat, kann ich mich immer mehr in die Erkenntnis hinein fallen lassen, dass es in Ordnung ist, weil mein System recht mit dem Loslassen hat und dieser ganze Wahnsinn im Endeffekt ein Teil meines Genesungsweges ausmacht. Ich werde von mir selbst von innen wie aufgeräumt... sofern ich mich hineingeben kann und mich nicht im Widerstand verheddere.
Im Widerstand zu sein bedeutet auch, dass das Nervensystem sich in Fight/Flight/Freeze befindet und bekanntlich kann in diesen Zuständen keine Regeneration stattfinden. Für mich entstand dank meines jahrelangen Aufenthaltes in der Persönlichkeitsentwicklungsbubble und der Spiribubble recht schnell und einfach der Gedanke, dass das doch alles irgendwie einen Sinn ergeben muss. Im September 2023 nahm ich an einer Masterclass von Asia Suler teil mit dem Titel „Illness as spiritual teacher“ und das war damals einer der wichtigsten Schritte. Und das nicht weil danach alles besser und anders wurde, sondern weil durch den Gedanken, dass mir diese Erkrankung etwas mitteilen wollte, dass ich etwas durch diese Erkrankung lernen und verstehen könnte eine neue innere Ausrichtung möglich war. Das fand nicht von heute auf morgen statt, aber einen gewissen Sinn in einer schwierigen Lebenssituation zu erkennen, kann helfen nicht daran kaputt zu gehen.
Ich habe mich also sehr bewusst dafür entschieden darin einen Sinn entdecken zu wollen und ehrlicherweise auch oft genug alles verflucht, weil sich in bestimmten Phasen nichts sinnvoll anfühlt ;) Es geht nicht darum perfekt zu sein, aber wenn ich in etwas einen Sinn erkennen kann, zeigt sich da auch Kraft und Zuversicht und ich glaube das ist sehr viel hilfreicher, als in dem ohnmächtigen Gefühl der Hoffnungslosigkeit festzustecken.
Gleichzeitig ist es auch wichtig sich in der Sinnsuche nicht völlig zu verlieren (das kann in der Spiribubble leicht passieren) sondern zu üben mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu bleiben. Stabilität zu erlangen bedeutet auch in Balance zu sein und Stabilität ist für unsere Baseline und somit auch für die Grundlage von gesundheitlicher Verbesserung ziemlich wichtig.
Zurück zum Loslassen... als ich vor 2 Monaten mir selbst dabei zuhörte, wie ich innerlich darüber nachdachte meine Selbstständigkeit aufzugeben war ich verblüfft. Solche Gedanken wären vor einem halben Jahr undenkbar gewesen und das vor allem deswegen weil sich ein Teil meines Egos sehr vehement an diese Identitätsdefinierung als Selbstständige klammerte und ich unfassbar viel Zeit und Kraft dafür investiert hatte. Dank Anteilearbeit ist mir mittlerweile durchaus bewusst, dass viel von dieser Identität damit zusammenhängt, dass ich mir selbst einen Wert und einen Sinn in dieser Welt geben wollte (dummerweise hab ich dabei vergessen, dass z.B. Pausen wichtig sind oder eine finanzielle Grundbasis und dass ich nicht nur aus „Business“ bestehe...) aus einem Mangel heraus und dem große Drang es den "anderen" beweisen zu wollen, dass ich so etwas schaffen kann.
Zu erkennen, dass mein System plötzlich über das Loslassen dieser Identität nachdenkt, hat mich zu meiner eigenen Überraschung nicht erschrocken, sondern erleichtert. Es fühlte sich gesund an, dass ich mir erlauben konnte so etwas zu denken und befreiend die alten Bilder meiner Selbstständigkeit loslassen zu dürfen.
Es ist, als würde immer mehr Raum entstehen indem ich wirklich atmen kann und indem ich schlicht und ergreifend sein darf, ohne jemand bestimmtes sein zu müssen. Ja und dann kam Damo Mitchell vor ein paar Wochen in mein Leben, weil ich mich anfing tiefer mit Qi Gong zu beschäftigen und seitdem lasse ich mir mehrmals in der Woche vieles was ich glaubte von ihm kaputt machen... und es ist herrlich! Es ist ein bisschen wie wenn man sich ein Tattoo weglasern lässt... mit jedem Podcast darf sich das alte abgespeicherte Zeug aus bestimmten Bubbles auflösen. Und es ist so krass, wie sehr man von den Inhalten geprägt wird mit denen man sich beschäftigt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mich sein Podcast vor einem halben Jahr extrem getriggert hätte, denn er stellt viele dieser in mir förmlich einkonditionierten Glaubenssätze die aus der Persönlichkeitsentwicklung, der Spiribubble, Businessbubble und auch der Traumabubble speziell im Hinblick auf emotional Release Prozesse stammen in Frage bzw. er nimmt vielen dieser so „besonderen“ Prozesse einfach die Bedeutung... Große Empfehlung sein Podcast zum Thema: The Pain of spiritual awakening“ (aber nur wenn du bereit bist dich triggern zu lassen ;) ).
Und ich feiere es so hart! Es ist als würden mir Schuppen von den Augen gerissen werden und ich aus einem Gedankengefängnis befreit, in das ich mich selbst eingesperrt hatte. Wie heftig die Sicht auf die Welt doch davon beeinflusst wird, wie man geprägt wird, aber eben auch mit welchen Informationen man sich selbst füttert!
Solche Prozesse des Loslassens, des Identitätsverlustes und des Auflösens alter Muster und Gedankenkonzepte haben ein unglaublich großes Potential, nämlich, das der Dekonstruktion von altem Bullshit.
Die Festplatte wird Stück für Stück gelöscht und so schmerzhaft wie das ist, so interessant wird es gleichzeitig. Denn irgendwann entsteht eine Art Zwischenraum in dem man auch wieder bewusst anfangen kann diese Festplatte neu zu bespielen. Und im Gegensatz zu dem alten Programm, hat man jetzt Einfluss! Das alte Programm wird einem aufgespielt von Eltern, Schule, Peergroups, Beziehungen, gesellschaftlichen Erwartungen, Medien etc. und von uns selbst und dem womit wir uns "füttern" und das meistens unbewusst...
Und jetzt kannst du neu entscheiden.
Mit welchen Inhalten willst du dein Gehirn eigentlich jeden Tag nähren? Und wohin führt dich das?
Mit welchen Menschen willst du dich umgeben?
Wie kannst du ein nervensystemfreundliches Leben kreieren? Und was bedeutet das in aller Konsequenz?
Und vieles mehr
Und nein, das bedeutet nicht, dass das einfach ist, denn die alten Muster sind wie riesige Autobahnen im Gehirn und man baut hier erstmal kleine Trampelpfade auf denen es sich meistes nicht so gemütlich läuft... und es braucht Energie in die Selbstverantwortung zu kommen und die hat man nun mal nicht jeden Tag ausreichend zur Verfügung...
Doch... es entsteht eine Chance durch diese Erkrankung innerlich wie aufgeräumt zu werden und die Grundlage für ein Leben zu legen, die einem als Wesen entspricht. Die Baseline zu finden und in kleinen Schritten wieder aufzubauen, ist wie das Legen eines neuen Fundamentes auf dem das neue Leben stehen wird. Es gibt keinen Weg zurück, sondern nur einen Weg nach vorne. Den alten "Bullshit" loszulassen und sich zu erlauben frei zu werden, um im besten Fall Stück für Stück zu entdecken wer man eigentlich wirklich ist, das ist für mich persönlich einer der spannendsten und überraschendsten Prozesse mit Long Covid. Denn hätte mir am Anfang meiner Erkrankung jemand gesagt, dass ich irgendwann darin die Chance erkennen würde innerlich frei zu werden, hätte ich ihn für verrückt erklärt.
Im Schamanismus werden schwere Krankheiten oft auch als Initiation betrachtet... das plobbt oft in meinem Kopf auf und ich bin neugierig was ich dazu mal selbst sagen kann...
Wie erlebst du das?
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