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  • AutorenbildVerena

Über die Bedeutung von Ausdruck auf meinem Recovery Weg


Wenn dein Innen erbebt und erzittert... wenn es dir die Kehle zuschnürt und deine Beine vor Schwäche wackeln... wenn deine Gedanken die Hoffnung verlieren und sich deine Seele in die tiefste Dunkelheit zurückziehen möchte... wenn die Traurigkeit sich wie dunkle Schwere in dir ausbreitet und die Wut ohnmächtig brodelt... wenn du deine Zukunft nicht mehr sehen kannst, weil in deinem Kopf nur noch Nebel herrscht dann schaffe Raum dafür.


Ich weiß, dass es beängstigend sein kann, dieser Intensität in dir selbst zu begegnen und die Dosis macht das Gift... aber wenn du es in dir drin lässt, wenn du es versuchst zum Verstummen zu bringen und es erstickst, weil du fürchtest, es würde dir die Luft rauben... dann bleibt es... es setzt sich fest... in deinen Gedanken, in deinen Faszien, in deiner Seele... Es wird dich beherrschen, es wird dich vereinnahmen, es wird dich von deinem Kern entfernen und in dir zirkulieren...


Es ist nichts falsch daran, dass diese Emotionen, Empfindungen und Gedanken da sind... sie gehören zu deinem Prozess... aber was wir oft nicht gelernt haben, ist mit ihnen umzugehen...


Dabei haben wir diese wundervollen Körper nicht umsonst. Wir haben diese Körper nicht nur zum nach innen fühlen, sondern auch zum nach außen ausdrücken... wir sind Säugetiere und Erstarrung ist nicht das, was unsere Normalität sein sollte...


Stell dir vor, du würdest dich damit verbinden... mit dem was dich innerlich fordert... Wo in deinem Körper spürst du es am Meisten... hat es eine Farbe, eine Form... Und was geschieht, wenn du es ganz sanft in Bewegung bringst. Was wenn es nur dein Zeigefinger ist, der sich in Zeitlupe durch den Widerstand der Luft bewegt, was ist, wenn es nur dein Oberkörper ist, der sich zäh aber beständig durch die Härte deines Herzens bewegt... was ist, wenn aus deiner Kehle Töne oder Worte kommen... was ist, wenn es durch deine Hände fließen darf und du es schreibst, oder malst. Was ist, wenn du die Musik findest, die es matched und du dich einfach hinsetzt und es geschehen lässt...


Stell dir vor du gehst in den Kontakt damit und überlässt es deinem Körper es auszudrücken...


Und es geht nicht darum es loszuwerden... es geht darum Raum dafür zu schaffen und es in Bewegung zu bringen... die Erstarrung ins Fließen zu bekommen und auf den Prozess zu vertrauen...


Es ist nichts falsch an der inneren Intensität, es ist auch nichts falsch daran, dass es sich krass anfühlt... aber für Heilung ist es wichtig, damit umgehen zu lernen und dem Raum zu geben.


Wie viel Jahre des innerlichen „Wegdrückens“ liegen hinter dir... vielleicht ist heute der Tag gekommen, damit aufzuhören und die Chance in deiner inneren Intensität zu entdecken...


Dem Inneren Ausdruck zu verleihen ist ein Weg der SelbstBEZIEHUNG, der SelbstLIEBE und der SelbstFÜRSORGE.


Dein Innen ist so verdammt wichtig, dass du nicht mehr wegschauen musst... du darfst atmen und losgehen... du darfst dir selbst begegnen und dich nach Hause bringen. Du darfst anfangen keine Angst mehr davor haben zu müssen, dich selbst zu bewohnen.


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Manchmal frage ich mich selbst, warum ich nicht längst depressiv geworden bin (ich habe durchaus schon meine Erfahrungen damit machen dürfen) bei all dem, was durch Long Covid mit meinem Leben geschehen ist. Und ich will nicht leugnen, dass ich schreckliche Tage und vor allem Nächte habe, in denen ich aufgeben möchte, weil ich glaube es keinen Tag länger ertragen zu können, so leben zu müssen.


Dank meinem Wissen über das Nervensystem kann ich diese Zustände zum Glück meistens gut einordnen und dank der jahrelangen Arbeit mit meinen Gefühlen (vor allem durch somatic Movement) schafft es mein System diese dunklen Tage viel schneller zu transformieren, als ich es selbst manchmal glauben kann.


Ich mach eine Menge für mein Nervensystem – täglich - und ich habe so viel krasse Freeze Zustände (manchmal wochenlang oder auch monatelang) erlebt, dass auch wenn mein System Panik oder schlimme Angst bekommt, ich weiß, dass es vorbei gehen wird und ich mich danach wieder einpendeln kann.


Der stärkste Heilungsprozess in meinem Leben begann, als ich anfing meine Emotionen körperlich auszudrücken und sie nicht nur zu schreiben.


Schreiben war früher mein Weg zu überleben... manche von euch wissen, dass ich ein kleiner Anime Nerd bin und das hat seine Gründe. Mit 16 hielt ich den ersten Manga in meinen Händen und schrieb handschriftlich im Urlaub meine erste Fanfiction, sie trug den sehr bezeichnenden Titel "Trunks ein Leben hinter Mauern". Damals gab es ein großes DBZ Forum mit einem großen Fanfiction Bereich und ich schrieb die nächsten Jahre unzählige, unfassbar dramatische Fanfictions. Es war mein Ausdruck im außen, es war eine Welt in einer Welt in der ich mir einen Namen machte, eine feste Leserschaft hatte und vor der echten Welt flüchten konnte. Das Schreiben war mein Raum, um all meinen inneren Schmerz rauslassen zu können... Ich begann eigene Romane zu schreiben, saß stundenlang abends am Schreibtisch und nutzte das Schreiben später für mein bloggen auf Bunte Kinder, pädagogische Fachartikel und mein Bilderbuch „Annabelle das Fuchsmondmädchen“.


Und dann kam somatic Movement... eine Retraumatisierung... Existenzängste, Liebeskummer und eine Pandemie.


Und ich lernte eine komplett neue „Art“ von Ausdruck... das was ich sonst durch meine Finger fließen ließ, floss jetzt durch meinen ganzen Körper... durch Faszien, Muskeln, Zellen und Atmung.. Ich verbrachte Stunden damit abends zu Musik all die alten, gespeicherten Emotionen auszudrücken und natürlich mit den aktuellen umzugehen.


Ich bin so unendlich dankbar für inspirierende Menschen wie Saya Hayashi, Benny Fergusson und Kaila June... Ich wusste nicht, dass es diese Welt gibt und als ich sie betrat war alles wie pure Logik und als hätte ich schon immer dorthin gehört.


Und dann kam Long Covid...


Für mich eine der größten Herausforderungen, war die Einschränkung von Ausdruck meines Körpers und ich begann Wege zu erforschen, wie ich mich energiesparend und doch effektiv bewegen konnte.


Und es begann die Wohl unerwartet schönste Reise zu mir und meinem Körper... So sehr, wie ich diese Krankheit auf den Mond schießen könnte, so dankbar bin ich auch für das, was sie mich gelehrt hat (und sicherlich noch lehren wird).


Mein Körper wurde kreativ und ich lernte zu lauschen, zu beobachten und zu erforschen... entstanden ist meine „Art“ von regenerierenden Bewegungsmeditationen im Sitzen oder Liegen.


Ich lernte mich von innen bewegen zu lassen (noch so viel mehr als davor), ich lernte den Empfindungen von gleitender Haut über Knochen und fließenden Faszien nachzuspüren und ihnen zu folgen... ich lernte so langsam zu werden, dass der Energieaufwand gering war und der Effekt dennoch entspannend, regulierend, aber auch lösend... ich lernte die Bewegungen meines Zwerchfells zu spüren und Movement von dort durch den Körper zu leiten... ich lernte meinen Körper in Harmonie mit meiner Atmung zu bewegen und mich in den Kontakt zum Boden hinein zu entspannen...


Ich konnte annehmen, dass ich meine Trauer nicht mehr durch langes über den Boden rollen, oder meine Wut über intensives Schütteln im Stehen in Bewegung brachte, sondern ich lernte etwas über Mikrobewegungen und die Nuancen von sich lösenden Faszien, das laufen lassen von Tränen und das zittrige Öffnen des Herzens, wenn es wieder aus dem Freeze kommt.


Und ich lernte für meine Prozesse ein sicherer Container zu werden! Ich höre auf, wenn ich meine Grenzen spüre, ich gehe nicht über das emotionale Maß, dass ich an dem Tag auch halten kann und vertraue meinem Körper so sehr, dass er mir das zum „Verdauen“ gibt, was ich auch verdauen kann.


Am Anfang hatte ich noch den Anspruch das täglich zu machen und hab mein System damit manchmal überlastet (learning by doing) und mittlerweile kann ich den Impuls meines Systems wahrnehmen und folge dem „Ja“ aber auch dem „Nein“, wenn mein Ego mal wieder mehr will, als für was ich wirklich Kapazität habe.


Ich würde rückblickend behaupten, dass einer der wichtigsten Punkte für meine emotionale Stabilität mein Ausdruck ist. Ich erlaube der Energie von Emotionen, Empfindungen oder auch Mindfuck, sich physisch durch mein System auszudrücken. Es geschieht also Bewegung, statt Stagnation – ich helfe dem System wieder in den Energiefluß zu kommen UND nebenbei lösen sich dadurch Emotionen und reguliert sich das Nervensystem.


Das, was wir als Betroffene dieser chronischen Erkrankung erleben ist potentiell traumatisierend und ich glaube es ist so unfassbar wichtig Wege zu finden, wie das Innen sich nach außen ausdrücken kann.


Natürlich sind nicht alle in der Lage somatic Movement dafür zu nutzen, das ist hier mein Weg mit meinen Möglichkeiten, aber vielleicht kann ich dich inspirieren darüber nachzudenken, welche Ausdrucksmöglichkeiten für dich funktionieren – wir können hier so kreativ werden.


Wenn wir Wege finden das innere nach außen kreativ auszudrücken, dann geschieht noch etwas anderes und das ist für mich fast noch interessanter – es entsteht Kontakt. Und zwar Kontakt zu dir – Kontakt zu deiner „Seelenenergie“, deinem „Kern“, deiner „Essenz“, wie auch immer du es nennen möchtest...


Wir sind so viel mehr als eine chronische Krankheit – wir sind einzigartige Wesen und wir erleben Lebendigkeit nicht nur durch unseren Körper oder unsere Emotionen, sondern auch durch die Empfindung uns selbst spüren zu können.


Kreativer Ausdruck ist wie die Pforte zu dir selbst.


Wenn du einen spirituellen Zugang hast, dann kannst du hier noch viel viel weiter gehen...


SelbstKONTAKT und SelbstLOYALITÄT sind für mich ganz große Bausteine, die uns diese Krankheit lehren möchte.


Ich wünschte ich könnte an dieser Stelle super professionell Werbung für meinen nächsten Onlinekurs zu dem Thema machen – so wie früher. Mit Long Covid ist meine Arbeitskraft leider etwas unberechenbar und eingeschränkt... Im Moment kannst du meine Arbeit in dem Recharge Programm der lieben Kathi kennenlernen.


Aber ich will dich gerne informieren, dass etwas dabei ist zu entstehen, für Betroffene. Etwas was aus dieser kreativen Verbindung nach innen hinaus möchte – vielleicht zu dir. Ich bin in die Lehre gegangen bei dieser Krankheit und sie hat mir einiges beigebracht (und wird es weiterhin tun) und ich sammele im Moment die wichtigsten Elemente davon ein. Es sind wie Fragmente, die noch kein Ganzes sind und deswegen kann ich auch noch nicht in das direkte Erstellen von Inhalten gehen.


Aber es wird einen Kurs mit regenerierenden Bewegungsmeditationen geben, dessen Bewegungselemente zu fast 100% aus meiner eigenen Forschungsreise stammen. Ich bin unglaublich daran interessiert in purer Kongruenz von meinem innen und außen zu arbeiten. Ich will keine Kurse mehr erstellen, um mein Ego zu füttern, oder die vermeintlichen Bedürfnisse meiner Zielgruppe, oder um den Fight/Flight Modus meines Nervensystems zu nähren.


Ich will wissen wer ich bin! Und das bedeutet auch das Risiko einzugehen etwas sich kreieren zu lassen, was jenseits meiner bisherigen Komfortzone ist. Was ich weiß ist, dass ich Movement, Schreiben und SelbstKONTAKT verbinden möchte.


Ich bin nicht in der Position Kurse zu entwickeln, bei denen es um Recovery im herkömmlichen Sinne geht, denn ich bin nicht recovert. Aber was ich wirklich verdammt gut kann, ist im SelbstKONTAKT mit mir und meinem Körper zu bleiben, auch wenn die Zeiten hart sind. Und dabei kann ich dich begleiten, inspirieren und dir konkrete Wege zeigen.


Stay tuned and get creative


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