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AutorenbildVerena

Was ich am Thema Hochsensibilität kritisch sehe

Lange lange will ich schon darüber schreiben, aber es brauchte wohl ein bisschen mehr Kapazität um auszuhalten, dass ich mit diesem Post vielleicht ein paar Menschen auf die Füße trete.


Ich hab mich lange als hochsensibel definiert und darin viel Schutz, Sicherheit und Erleichterung gefunden und deswegen bin ich unglaublich dankbar, vor zehn Jahren über diesen Begriff gestolpert zu sein. Vor allem hab ich mich selbst dadurch besser verstanden und annehmen können.


Es hat mir allerdings nicht geholfen mit meiner Empfindsamkeit stabiler umgehen zu können, viel mehr hab ich mich total darüber definiert und mein Leben nach meiner Hochsensibilität ausgerichtet und alles darüber bewertet.


In den Büchern, die es damals gab ging es vor allem um Schutz. Wie man sich vor Überreizung schützen kann, wie man einen imaginären Schutzwall visualisieren kann, um sich vor der Energie anderer zu schützen und und und. Hab ich alles gemacht und ich hab mich eigentlich fast wie noch mehr bedroht von der Welt gefühlt.


Seit zwei Jahren bewege ich mich intensiv in den Feldern von Trauma und Nervensystemregulation und auf diesem Weg ist mir meine „Hochsensibilität“ quasi abhanden gekommen und das habe ich sehr neugierig beobachtet.


Ich glaube zutiefst daran, dass es Menschen gibt die sehr empfindsam sind (auf Reize/Emotionen etc.). Diese für mich natürliche Hochsensibilität ist aber meiner Meinung nach nicht das Problem. Sehr empfindsam zu sein mit einem regulierten Nervensystem ist nicht schlimm und verursacht auch keine schlimmen Probleme. Weil mit einem regulierten Nervensystem spüre ich meine Grenzen und kann sie kommunizieren, hab ich eine gute Verbindung zu mir und meinem Körper (ohne mich darin zu verlieren) und bin innerlich stabil auch in emotionalen Zeiten.


Schwierig wird das ganze, wenn das autonome Nervensystem nicht gut reguliert ist und dann landen wir schwupp die wupp beim Thema Trauma. Und dann stell dir mal vor besonders sensibel zu sein und etwas traumatisches zu erleben...


Was ich damit sagen will: Die Hochsensibilität ist meiner Meinung nach nicht das Problem, sondern das dysregulierte Nervensystem (was durch HS vielleicht leichter zu traumatisieren ist) und die Lösung liegt eben nicht in der Überidentifikation mit dem dem Begriff von HS, sondern damit sein Nervensystem zu regulieren.



Onlinetests im Internet zum Thema HS bestehen aus Fragen, die völliger Quatsch sind, weil sie genauso auf eine Traumatisierung hinweisen können z.B.

Störende Geräusche (tiefes Brummen, hohes Pfeifen) nehme ich intensiver wahr als andere.

Wenn unser Körper in fight/flight ist, stellt sich unser Gehör um und richtet sich auf hohe und tiefe Töne aus, um Gefahr schneller wahrnzunehmen.



Es passiert häufig, dass ich der Erste bin, der etwas riecht oder hört.

Nervensysteme im Überlebensmodus sind darauf ausgerichtet permanent die Umgebung zu checken um Gefahren rechtzeitig wahrzunehmen.



Ich bin einfühlsamer als andere.

Nervensysteme die in der „faun“ Aktivierung sind, haben die Stategie entwickelt so sehr aus sich raus zu hängen und den Zustand anderer einschätzen zu können, um sich dadurch „richtig“ verhalten zu können und dadurch in Sicherheit zu sein. Deswegen checken wir dann immer und permanent wie es den anderen geht, anstatt einfach bei uns selbst zu bleiben.



Ich kann oft nicht schlafen, weil ich immer wieder an störende Dinge denken muss.

Sympathische Überaktivierung des Nervensystems, wir können nicht runterfahren, zerdenken Situationen

Die Lösung, wenn du unter deiner HS leidest ist, dein Nervensystem zu regulieren und dein Toleranzfenster für Stress proaktiv zu trainieren, so dass es größer werden kann. Dann fallen Stressfaktoren irgendwann natürlich raus, weil du mehr Kapazität hast und dich manche Dinge einfach nicht mehr so tangieren.


Also lasst uns doch aufhören Hochsensibilität als Strafe oder als ganz besondere Gabe zu sehen. Lasst sie uns annehmen, ohne uns an ihr aufzuhängen und stattdessen mit der Arbeit anfangen. Denn ja, darum geht es! Wenn du eine Veränderung willst reicht es nicht zweimal zum Reiki zu gehen, deine Chakren zu reinigen und eine schamanische Trommelreise zu machen. Das sind alles super tolle Tools keine Frage, aber es geht darum, dass du auf die tägliche Übungsmatte des Lebens gehst!


Es geht darum täglich dein Nervensystem zu regulieren auch wenn es langweilig ist.

Es geht darum die Aktivierung deines Nervensystem zu verstehen und das von deiner Hochsensibilität zu lösen.

Es geht darum in dir stabil zu werden und in dir nach Hause zu kommen, so dass dein System nicht mehr permanent das außen nach Gefahren abchecken muss.





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