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AutorenbildVerena

Meine unfreundlichen Tipps darüber den Arsch hochzukriegen, anstatt darauf zu warten, dass die Schulmedizin dich retten wird.

Aktualisiert: 24. Sept.


Ich muss gestehen es brennt mir schon lange unter den Nägeln eventuell ein paar Menschen anzutriggern, dafür aber klar und ohne people pleasing meine Meinung zum Thema Recovery rauszuhauen... größte Challenge dabei ist übrigens mein eigenes Nervensystem und sein Bedürfnis bloß nichts falsches zu sagen, um niemanden eine Angriffsfläche zu bieten ;)


Die folgenden Gedanken und Tipps sind für Menschen gedacht, die bereit sind ihren eigenen Mustern und Strategien auf die Schliche zu kommen und die keine Angst vor direkter Sprache haben. Wenn dein Opferanteil heute besonders aktiv ist, könnte ich ihn ziemlich triggern ;) wenn du gerade in einem üblen Crash bist, dann lies nicht weiter, sondern kümmere dich gut um dich!


Es gibt etwas was ich über alle Maßen schätze und das ist Direktheit und Ehrlichkeit. Menschen die ich als "Lehrer" empfinde, von denen ich etwas lernen möchte und die ich respektiere sind Menschen die sich trauen ihre Wahrheit auszusprechen und es riskieren andere damit vor den Kopf zu stoßen. Die unbequeme Wahrheit war so wichtig für mich auf meinem Weg, um zu erkennen wo ich mich in altem Bullshit suhle, gerettet werden möchte oder aus Gewohnheit erstarre, anstatt Verantwortung für mich zu übernehmen. Eine für mich eigentlich simple aber so wichtige Erkenntnis ist, dass Gesundheit Selbstverantwortung braucht. Und das bedeutet ehrlich hinzuschauen.


Ich bin nämlich z.B. immer wieder irritiert darüber, wie viele Menschen anstatt in die Selbstverantwortung zu gehen, ihre Energie förmlich verschwenden indem sie sich endlos über Politik, die medizinische Versorgung und das Unverständnis der Mitmenschen beschweren. Und versteh mich nicht falsch das alles IST eine riesen Sauerei und unglaublich herausfordernd, aber all die negativen Gedanken sind schon Brain Retraining im negativen Sinne und helfen meinem Nervensystem 0 sich zu regulieren.


Ich hatte oft ein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht so "engagiere" wie andere Betroffene, aber habe für mich ganz klar entschieden, dass ich mich nur dann gesund engagieren kann, wenn ich wieder genügend Energie zur Verfügung habe. Und, dass mich zu engagieren solange ich selbst auf dem Zahnfleisch laufe mir nur selbst schadet, vor allem

wenn es aus meinem Helferanteil kommt, der wirklich lernen darf und muss, dass ich nicht sterbe, wenn ich nicht alles für andere gebe...



Die eigene Energie die ganze Zeit der Community zur Verfügung zu stellen und dadurch selbst nicht genug Energie für effektives recovern zur Verfügung zu haben ist nett, aber hilft auch nicht wirklich weiter. In der Nervensystemsprache gibt es den Begriff „fauning“ was dem people pleasing entspricht.. Wenn du damit beschäftigt bist, obwohl du krank bist die ganze Zeit anderen helfen zu wollen, jedes Mal ein schlechtes Gewissen hast weil du Nachrichten nicht schnell genug beantwortet hast und denkst du musst permanent über die Erkrankung aufklären, dann könnte sich die Frage stellen, ob das ein wirklich gesundes Verhalten ist was zu einer Zustandsverbesserung führen wird... und ob du das früher auch schon als Strategie gemacht hast und es nicht an der Zeit ist herauszufinden wer du ohne diese Strategie bist.


Und damit willkommen im Turbo Gang der Long Covid Waschmaschine... denn hier wird alles was du mal dachtest zu sein ordentlich durcheinander gebracht... Ich glaube niemand der aus dieser Waschmaschine wieder rauskommt ist die gleiche Person wie davor... das ist Chance und große, große Krise gleichzeitig.




Hier also meine Meinung und meine Tipps um den Weg zur Genesung zu finden, anstatt in einem dauerhaft dysregulierten Nervensystem hängen zu bleiben... (die Reihenfolge hat keine Bedeutung)


  1. Entfolge allen Accounts durch die dein Nervensytem sich dysreguliert (damit meine ich auch Mitleid) für eine Weile (oder stell sie auf stumm) und übe deine Energie bei dir zu halten.

  2. Lass dich von Aussagen der Schulmedizin nicht aufhalten (z.B. deine Krankheit ist nicht heilbar - ne die Schulmedizin hat halt noch keine Antwort drauf) und hör auf dich mit deiner Erkrankung zu überidentifizieren (du BIST nicht deine Erkrankung). Stattdessen beschäftige dich mit Recovery Storys, so dass dein Gehirn checkt dass gesund werden möglich ist und verstehe dass du eine multisystemische Erkrankung hast und es viele Wege gibt dein System zu unterstützen.

  3. Umwege gehören dazu, Dips und Crashs gehören dazu... du musst die Mechanismen deiner Erkrankung verstehen lernen, so kann die Angst vor einem Dip zum Beispiel deutlich reduziert werden.

  4. Lerne in Dips möglichst ruhig zu bleiben, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit dass du stärker rauskommst, als du rein gekommen bist.

  5. Lerne wirklich Pause zu machen (Pause ist nicht Netflix oder Instagram)

  6. Setz dich hin und beschäftige dich mit Brain Retraining! Du musst kein Gupta Programm machen, aber lerne zu verstehen welchen Einfluss deine Gedanken auf dein System haben. Du machst jeden Tag Brain Retraining indem du denkst dass du nicht gesund wirst, du furchtbar arm bist und die Welt da draußen böse... was passiert wenn du beginnst es umzudrehen? Und vergiss nicht das Veränderungen Zeit brauchen und alte Muster und Strategien nicht nach einer Woche verschwunden sind. Wir sprechen hier von Wochen, Monaten oder Jahren.

  7. Mach somatische Arbeit und lerne mit deinem Körper in Kontakt zu kommen, deine Emotionen nicht als bedrohlich wahrzunehmen und sie auszudrücken (ohne dich permanent mit ihnen beschäftigen zu müssen).

  8. Lerne Tools mit denen du dein Nervensystem täglich regulieren kannst und etabliere proaktiv ein neues Gefühl von Sicherheit.

  9. Mach ein Baselinetraing! Setz dich mit dem Thema auseinander, sei verdammt ehrlich zu dir selbst, nimm in Kauf dass deine Möglichkeiten am Anfang kleiner sind, als du willst und schaffe ein Fundament. Ohne Baseline wirst du kaum Fortschritte machen können. Sie ist die BASE. Wenn du noch weitergehen willst setz dich mit dem Begriff „false window of tolerance“ auseinander... oft ist die kognitiv gedachte Baseline nämlich gar nicht die Baseline sondern die Dysregulation die wir seit Jahren als normal empfinden. Viel Spaß beim Aufwachen, es könnte wehtun und ich spreche aus Erfahrung. Die Baseline findest du nicht über deinen Kopf sondern in dem du ehrlich deinen Körper beobachtest.

  10. Lerne DEIN Pacing, was nur geht wenn du einen Kontakt zu dir selbst hast. Programme sind schön und gut, aber du weißt immer noch am besten über dich Bescheid – gilt auch für jeden Arzttermin. Wenn du gut pacen kannst, lerne es wieder loszulassen und dich (mit Baseline) etwas zu trauen, verstehe die Mechanismen (z.B. adjustment periods) und erweitere deine Kapazität.

  11. Hör auf dich mit Recovery Storys, Profilen, Programmen etc zu beschäftigen, wenn du genug verstanden hast und konzentrier dich auf dich! Lerne dich und die Sprache deines Nervensystems kennen und gib deinem System Pause vom Input von außen (glaub mir wenn jemand DAS Medikament entwickeln sollte, wirst du es mitbekommen, auch wenn du nicht mehr jeden Beitrag im Forum oder auf IG liest ;) )

  12. Finde Unterstützung! Arzt, Heilpraktiker, Osteopath, Therapeut etc. und lass dich begleiten und beraten – manche Tools, Methoden, Impulse kann dein Gehirn nicht selbst denken und es braucht die Perspektive und das Feedback von außen. Je ehrlicher und direkter desto besser. Sortiere aber genauso auch aus... wenn du dich mit deiner Heilpraktikerin nicht sicher oder ernst genommen fühlst, dann wechsle. Deine Energie braucht keine zusätzliche Belastung sondern Support.

  13. Lerne wahrzunehmen was wirklich gerade „dran“ ist. Manche Tools machen zu bestimmten Zeitpunkten der Erkrankung Sinn oder keinen Sinn. IHHT z.B. kann mega sein und kann dich crashen lassen, weil dein System noch nicht genug Kapazität dafür hat.

  14. Finde Freude und möglichst viel davon. Es ist frustrierend wenn man nicht mehr seinen geliebten Sport machen kann, aber du kommst dann weiter, wenn du deinen aktuellen Zustand annimmst und mit diesem Zustand versuchst das beste draus zu machen! Was ist in deiner Kapazität möglich was dich erfreut?

  15. Akzeptiere, dass du auf deinem Recovery Weg ein kleiner Egoist werden musst und dein Wohlergehen Priorität hat! Das ist oft DIE Chance um bestimmte people pleaser Strategien loslassen zu lernen. Logischerweise kann man sich als Mama nicht so egoistisch verhalten, wie als allein lebender Single darüber müssen wir nicht diskutieren. Die Frage ist immer, was im jeweiligen Zustand und den jeweiligen Lebensumständen realistisch möglich ist.

  16. LASSE LOS. Lass alles von dir abfallen, trauere darum und lass es gehen. Du kannst jetzt ganz vieles nicht mehr sein du wirst ein Teil deiner Identität verlieren, deine Rollen verlieren, deinen Job eventuell verlieren, deine Hobbys, deine sozialen Kontakte, deine gewohnte Körperform etc. Du wirst gehäutet und es ist schmerzhaft auf allen Ebenen. Es gehört dazu. Mit der Zeit wirst du erkennen, dass der ultimativste Aufräumprozess deines Lebens im Gange ist und du ganz vieles am Loslassen bist, was vielleicht schon lange nicht mehr zu dir gehört. Erkrankt zu sein, ist wie in einem leeren Raum zu hängen und keine Ahnung zu haben wie es weitergeht - das ist super heftig zu ertragen. Aber je weiter du gehst, desto mehr wirst du die Teile wiederfinden die wirklich dafür gedacht sind zu bleiben. Vertrau dem Prozess. Und hol dir Unterstützung. Ohne meine beste Freundin wäre ich gefühlt irgendwann verrückt geworden...

  17. Hör nicht auf an dich zu glauben. Fühl in deinen Körper, in deine Zellen... wollen sie leben? Ja verdammt! Also geh weiter, stoisch Schritt für Schritt. Geh auch durch die Phasen in denen du keinen Sinn mehr siehst, sie gehören dazu... geh durch sie hindurch, nutze deine Tools und werde zum Marathonläufer. Es geht hier um die lange Strecke! Glaub an dich!

  18. Erlaube dir Zeit (niemand weiß wie lange es dauert bis du gesund wirst und bei jedem ist es anders), erlaube dir deinen eigenen Weg zu finden! Du kannst dich von anderen inspirieren lassen, aber übe bei dir und deinem System zu bleiben und den Weg zu entdecken der für dich individuell stimmig ist.

  19. Gesund zu werden bedeutet ein Commitment mit dir selbst einzugehen. Wie wichtig bist du dir? Wie bereit bist dir selbst zu begegnen, Verantwortung für dich zu übernehmen und an deiner eigenen Seite zu bleiben egal wie lange es dauert?


Wenn du dich jetzt fragst, wie das alles gehen soll, dann ist mein letzter Tipp... nimm deine Krankheit als Lernmöglichkeit. Natürlich hast du dir das nicht ausgesucht und bist auch nicht Schuld, aber du bist jetzt in dieser ziemlich abgefuckten Situation. Was du entscheiden kannst und wofür du die Verantwortung hast, ist wie du damit umgehen wirst. Es ist ein Teil vom Prozess zu Trauern und dich ohnmächtig zu fühlen und du kannst anfangen die Chance in alldem zu erkennen...


Krankheiten zwingen uns unser altes Leben zu überdenken, herauszufinden wo wir uns selbst ignoriert haben, unsere Bedürfnisse nicht ernst genommen haben, unsere Gefühle weggedrückt oder den Erwartungen anderer zu sehr entsprochen haben, anstatt ein Leben zu führen, was uns entspricht. Du wirst dich z.B. mit Brain Retraining beschäftigen, um mit deinen Symptomen besser umzugehen und dein Nervensystem zu unterstützen... aber wenn du lernst auf deine Gedanken zu achten und bewusst mit ihnen zu arbeiten, wird dir das für den Rest deines Lebens nur Vorteile bringen.


Über die Bedeutung von Anteilarbeit und das Auflösen alter Überlebensmuster muss ich einen neuen Artikel schreiben ;) Es ist wirklich eine unglaubliche Chance sich selbst auf die Schliche kommen zu müssen!




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