Mein letztes Update zu meinen Erfahrungen mit dem Gupta Programm ist jetzt schon eine ganze Weile her... es ist viel passiert in den vergangenen Wochen und ich möchte dir heute mal wieder einen Einblick in meinen Recovery Weg geben.
In den letzten Wochen war mein Fokus STABILITÄT und das Finden und Halten meiner Baseline.
Ich habe bis Ende Juni noch gearbeitet (Minijob + Selbstständigkeit), im Juli gab es dank meinen Konzentrationsproblemen noch ein Hin und Her mit dem Amt und ich bin bewusst komplett über meine Grenzen gegangen in der Nacht, in der meine 2. Nichte auf die Welt kam. Ich bin in dieser Nacht zu meiner 2,5 jährigen Nichte gefahren und hab auf sie aufgepasst – es war ihre erste Nacht ohne Mama oder Papa und dementsprechend war das aufregend. Ich war 7h am Stück konzentriert, es war mitten in der Nacht, als ich durch Freiburg geradelt bin und das hat mich tatsächlich sehr aus der Bahn geworfen. Ebenfalls sehr schwierig waren für mich emotionale Situationen mit nahen Menschen, die mir das Gefühl gaben meine Erkrankung nicht ernst zu nehmen (das konnte geklärt werden). Emotionaler Stress ist für mein System sehr sehr schwierig, habe ich dadurch gelernt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, es ist mir erst seit August überhaupt möglich runterzufahren auf allen Ebenen. Stattdessen war ich in einem ständigen Hin und Her von Symptomen, die an einem Tag okay waren und dann wieder schlecht... die Fatigue wurde wieder stärker, Nervenkopfschmerzen kamen zurück und nach der Nacht bei meiner Nichte (in der ich nicht geschlafen habe) war mein Schlafrhythmus völlig hinüber. Ich war verzweifelt, stellenweise hoffnungslos, frustriert und genervt. Meine vorige Zuversicht war verschwunden und stattdessen stiegen wieder meine Katastrophengedanken an... Es war wirklich eine schwierige Phase und die große Veränderung kam durch einen Telefontermin mit meiner Heilpraktikerin (die packte eine unglaublich geniale Methode aus und wir konnten meine emotionale Stagnation auflösen... seitdem fließt es wieder).
Was ich aber durchgehend gemacht habe, waren die Basics vom Gupta Programm – 2x am Tag meditieren und 5 Runden Brain Retraining (ehrlicherweise sind es manchmal auch nur 3). Ich hatte so ein ambivalentes Gefühl von Stabilisation und Stagnation gleichzeitig und kam auch in diese Phase des Zweifelns, die viele sicherlich kennen. Ich hab trotzdem stoisch weitergemacht, darin bin ich mittlerweile ziemlich gut geworden.
An dieser Stelle möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass die langfristige Regulation des Nervensystems (wenn es davor chronisch dysreguliert war) kein Sprint ist, sondern ein verdammter Marathon! Es ist immens wichtig das zu verstehen, um eben auch zu verstehen, warum es Sinn macht weiter die Tools anzuwenden, auch wenn man keine spürbare Veränderung erlebt (die kommt leider auch oft erst zeitverzögert). Also bitte nicht entmutigen lassen – im Gupta Programm wird das sehr gut aufgegriffen und es wird ganz klar empfohlen dem Programm Minimum 6 Monate Zeit zu geben aufs System wirken zu können.
Eine Kritik am Gupta Programm ist, dass es wenig somatisch ist und ich kann mittlerweile ganz gut spüren, ob die Aktivierung von Gedanken kommt, oder von meinem System an sich und nutze dementsprechend unterschiedliche Tools.
Meine Gedankenstruktur hat sich durch das regelmäßige Brain Retraining wirklich krass verändert und dafür bin ich extrem dankbar. Ich nutze zusätzlich auch viele somatische Tools wie z.B. die S-O-S Übungen, regenerierende Bewegungsmeditationen etc.
Beispiel: Als der Brief vom Jobcenter ankam, hatte ich wirklich wirklich große Angst. Ich wurde zu einem Gespräch eingeladen wegen meiner beruflichen Situation und meine Sorge war, dass sie trotz dem Bericht meiner Ärztin denken, ich wäre arbeitsfähig. Anstatt wie früher emotional erstmal zusammenzuklappen und mich dann wieder aufzubauen, habe ich mich direkt hingesetzt und Brain Retraining gemacht – mein limbisches System konnte sich entspannen und ich mich wieder regulieren... das war für mich ein überragender Moment (und der Termin lief dann auch genauso, wie ich ihn beim Brain Retraining visualisiert habe).
Also Brain Retraining läuft und zusätzlich arbeite ich mit meiner Heilpraktikerin an mentalen Themen und daran meinen Körper durch Nahrungsergänzungsmitteln, Tinkturen, Homöopathie, Bodywork, Akupunktur etc. weiter zu stabilisieren.
Mein Heilungsweg kommt mir wie ein großes Puzzle vor und ich freue mich über jedes Puzzlestück, was passt. Ich glaube nicht, dass es DIE eine Methode oder das eine Medikament, Behandlung lösen wird... sondern dass wir da wirklich ganzheitlich arbeiten müssen und extrem individuell - genau das macht es ja auch so frustrierend.
Meditationen laufen extrem gut, mittlerweile meditiere ich oft 3x am Tag und genieße das sehr. Ich habe allerdings Meditationen von der Movement+ App hinzugefügt, die sehr viel somatischer sind. Ich mache oft 2 davon und 1 vom Gupta Programm. Meine ganze Reise mit somatic Movement fing mit einem Kurs von MovementMonk an (englischsprachig) und da gehört Movement+ dazu. Seit ca. 3 Wochen kann ich wieder gut auf englisch Meditationen hören und alles in mir ist glücklich darüber diese Inhalte wieder in mein Leben bringen zu können.
Ein Meilenstein war das Baseline Video von CFS Health was ich Ende Juli anschaute und seit ca. 3 Wochen bin ich auch endlich in dieser Baseline. Die ist deutlich kleiner, als ich gedacht habe... aber in ihr bleibe ich erstaunlich stabil.
Eine Basis für das Halten meiner Baseline war meinen Tag nochmal komplett bewusst zu strukturieren INKLUSIVE fester Pausenzeiten (unabhängig davon ob ich sie brauche oder nicht). DAS hat wahnsinnig viel verändert und hat mir zum ersten Mal seit dieser ganzen Erkrankung ein Gefühl von Kontrolle zurückgegeben. Ich mache also zwischen 12-13 Uhr eine Pause und zwischen 16.00-16.30 (unterschiedlich lang, aber auf jeden Fall 20 Minuten) Je nach Zustand schlafe ich in dieser Zeit (das ist aktuell z.B. gar nicht mehr nötig), oder döse/tagträume/meditiere. Außerdem achte ich auf regemäßiges essen und mache kurze Regulationspausen zusätzlich jede Stunde (für so ca. 2 Min).
Zwischen diesen Pausen habe ich ziemlich zuverlässig Energie zur Verfügung und ich nutze die SLOW Technik vom Gupta Programm z.B. für den Haushalt (also alles 30% langsamer ausführen), beim Spazieren mache ich auch öfters Pausen und reguliere mein Nervensystem, anstatt zu versuchen länger am Stück zu laufen. Alles in allem, habe ich mein Leben extrem verlangsamt und noch mehr gefühlt verkleinern müssen – was sich aber stimmig anfühlt, denn erstmal geht es wirklich nur um die Basis und darum diese Basis zu finden und zu halten.
Erstaunlicherweise verknuspert mein System in der jetzigen Phase Anstrengung etwas besser und so durfte ich Zeit mit meiner Familie erleben, ohne negative Auswirkungen danach – das war ein ganz großes Glück.
Was hat sich konkret verbessert:
ich kann wieder auf englisch lernen/hören/lesen
ich schlafe fast durchgehend gut (und komme immer früher ins Bett, also anscheinend sinkt mein Cortisolspiegel wieder vor 12 Uhr nachts..)
Energie ist am Tag stabiler verfügbar
anstatt in den Pausen schlafen zu müssen, kann ich oft meditieren
mein Nervensystem kann sich nach Stress recht gut wieder regulieren
ich hab meine Baseline gefunden
ich kann in kleinen Sequenzen ein bisschen am Laptop arbeiten
meine Fatigue ist von gefühlt komatösen, unberechenbaren Zuständen zu 2x am Tag Pause machen transformiert in denen ich je nach Zustand döse, tagträume und/oder meditiere. Wenn eine Anstrengung zuviel war, kann es sein, dass ich auch nochmal abends eine Pause brauche. Mein Schlaf hat konstante Zeiten – ich schlafe ca. 8-9 Stunden)
Pacing funktioniert und ich priorisiere das extrem – habe zeitliche Begrenzungen wenn ich mich mit jemanden verabrede, plane Aktivitäten nur zu den Tageszeiten an denen ich Energie habe (durch die Tagesstruktur ist das total klar und gleichbleibend) und lege mich eher nochmal hin, als mich zu etwas zu zwingen.
Wie geht es für mich weiter?
Da das Jobcenter meinen Zustand wirklich ernst genommen hat, habe ich jetzt bis Dezember wirklich Pause von denen und soll mich ganz auf meine Gesundheit konzentrieren. Es steht immer noch die „Anteile Arbeit“ des Gupta Programms an, für die ich einfach noch nicht genug Kraft hatte. Ich möchte zuverlässig 5 Runden Brain Retraining am Tag schaffen und arbeite natürlich weiter mit meiner Heilpraktikerin.
Ab kommender Woche (sofern die Basline bis dahin stabil bleibt) werde ich eine tägliche, kurze Arbeitsphasen in meinen Tag einplanen und auch meine Movementpraxis in ganz kleinen Schritten wieder integrieren (auch da habe ich viel Pause gemacht – das lag aber auch stark an der Hitze).
Ich glaube die größte Herausforderung ist wirklich nicht zu schnell zu viel zu machen...
Das Gupta Programm ist für mich ein großes Puzzleteil für meine Stabilität und gleichzeitig ist es einfach so wichtig seinen individuellen Weg zu finden. Für mich ist es essentiell zusätzlich viel somatische Arbeit zu machen und begleitet zu werden von meiner Heilpraktikerin. Ohne eine stabile Baseline macht das alles aber wenig Sinn und das habe ich jetzt wirklich ganz und gar in meinem Körper verstehen dürfen, auch wenn es emotional herausfordernd war zu erkennen, dass meine Baseline kleiner ist, als ich es gerne gehabt hätte... Erst auf einer stabilen Baseline lässt sich "bauen" und das muss ich sagen, fehlt mir inhaltlich im Gupta Programm und wird in anderen Programm mehr thematisiert.
Es bleibt spannend :)
Comments