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AutorenbildVerena

Geht es vielleicht einfach „nur“ darum zurück in Balance zu kommen?




Als ich im Frühling mit Qi Gong begann hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich mich heute mit Daoismus, inner Alchemy und meinem unteren Dantian beschäftigen würde... Ich wollte eigentlich nur ein bisschen Qi Gong machen und als mir das unerwartet gut tat, wollte ich mich nur ein bisschen mit der Theorie dahinter befassen... Mittlerweile bin ich kopfüber glücklich in alles hinein gesprungen was ich so finden konnte und bin so oft sprachlos darüber, dass ich alles was ich übers Nervensystem, Trauma, Body-Mind Connection etc. gelernt habe, dort wieder finde.


Im Qi Gong, in der traditionellen chinesischen Medizin und im Daosimus geht es immer wieder um Balance. Für mein Gehirn klang Balance ganz lange langweilig und nervig... aber so langsam verstehe ich, was damit gemeint ist. Eine chronische Krankheit bringt natürlich alles komplett aus der Balance und es ist eine körperliche, mentale und emotionale Herausforderung mit all den Konsequenzen umgehen zu lernen. Niemand sucht es sich aus so krank zu sein.


Doch wenn wir uns anschauen, wie Menschen gesund werden... hat es dann nicht alles etwas damit zu tun ein komplett durcheinander geratenes System zurück in Balance zu bringen? Und was Balance für ein System bedeutet ist individuell und erfolgt oft Schritt für Schritt (körperlich, emotional, mental).


Einer der wichtigsten Schritte ist die eigene Baseline zu finden und halten zu lernen und das bedeutet nichts anderes, als dass das Pendel was die ganze Zeit wie verrückt hin und her pendelt, die Chance hat zur Ruhe zu kommen. Dass diese Ruhe anders aussieht als vor der Erkrankung, dass müssen wir oft neu verstehen lernen. Es bedeutet ganz oft wirklich Ruhe... keine unnötigen Reize, viel Schlaf, gutes Essen, Stille, keine sozialen Kontakte, keine Medien etc. Es kann tatsächlich bedeuten einfach NICHTS zu tun... bzw. so wenig wie nur irgendwie möglich.


Rückblickend muss ich gestehen, dass das was ich dachte was meine „Ruhe“ wäre, als ich noch gesund war (oder zumindest funktioniert habe), gar nichts mit wirklicher Ruhe zu tun hatte. Meine Form von Erholung bestand aus TV schauen, dissoziieren, sorgenvollen Gedanken vor dem nächsten Tag, planerischen Gedanken für meine Zukunft, permanentes verarbeiten wollen von alten Emotionen, permanent Lernen, Multitasking oder komplett leeren Tagen weil mein System nicht mehr konnte und exzessives schlafen müssen...


Und was lernen wir als zweiten wichtigen Schritt nach der Baseline... wir lernen dass nach einer Aktivierung eine Erholung kommt.. und dass wir es nicht übertreiben sollen aka Pacing. Also eigentlich geht es darum unser System Balance beizubringen.


Ich mein... WTF... das ist ja eigentlich ziemlich logisch, nur hatte das nichts mit meiner Lebensrealität zu tun... Ich hab als Selbstständige maximal einen Tag Wochenende gemacht, so gut wie nie Urlaub und mich oft spät abends noch mit meinem Business beschäftigt... Ich bin bouldern gegangen egal ob ich meine Tage hatte oder meine Schulter eigentlich gar nicht richtig bewegen konnte, hab mich in chaotische Liebesbeziehungen gestürzt und mich so dermaßen für Dinge begeistert, dass mich das auch jedes Mal komplett dysreguliert hat.


Also wenn ich ehrlich bin.. mein ganzes Leben vor Long Covid hatte nichts mit Balance zu tun, sondern vor allem mit Extremen.... viel intensiv Drama und Begeisterung... viel und intensiv dissoziieren, schlafen und TV schauen... mich viel und intensiv neuen Situationen aussetzen, mich sehr intensiv auf Menschen und ihre Probleme einlassen... Ich war es gewohnt auf Energiewellen zu surfen... sowohl den dunklen, als auch den hellen... aber ich hatte keine Ahnung davon, dass ich nicht immer die Tsunami Welle nehmen muss.... und Erholung nicht erst nach einem Zusammenbruch kommen muss...


Worum geht es wenn wir lernen in der Baseline zu bleiben... Es geht darum die Balance nicht zu verlieren, sondern sie wieder zu finden und halten zu lernen.


Und dazu gehören so viele Dinge, die wir vor unserer Erkrankung vermieden haben, z.B. Stille aushalten oder sich zu langweilen... Oh und dann können wir ja auch gar nicht mehr gut vor uns selbst davon laufen und auch das kann beängstigend sein.


Mir ist bewusst, dass das für viele zum Glück nichts Neues ist. Worauf ich hinaus möchte ist, dass wir mit dieser Perspektive auch emotional/mental etwas shiften können. Ja die Baseline zu finden und in ihr erstmal zu leben ist super frustrierend und kann sich wie eine Bestrafung anfühlen... aber hey sie ist das Fundament dafür, dass dein Pendel dann in Babyschritten wieder üben kann zu pendeln, ohne dass du in der übelsten Symptomparty landest.


Und wir haben alle die Wahl, ob wir uns dafür entscheiden etwas aus diesem Krank sein zu lernen. Wie motivierend ist es bitte sich vorzustellen, dass wir Balance wieder herstellen und lernen können, um darauf ein ganz anderes Fundament von Leben aufbauen zu können. Kein Leben indem es darum geht deine Bedürfnisse zu ignorieren und deine Energien bis aufs Letzte aufzubrauchen, sondern ein Leben was sich in Harmonie mit dir selbst befindet und wodurch du genährt sein kannst.


Und um in Balance zu kommen braucht es natürlich auch einen Blick auf die Ernährung, auf die Mitochondrien, auf den Umgang mit Schmerzen, auf eventuell unterstützende Therapie etc.


Es gibt nicht den einen Weg der für alle zum gleichen Zeitpunkt passt... es geht um deinen Weg und was dein System JETZT braucht, um ein bisschen mehr Balance zu finden... und dann kommt der nächste Schritt... und dann der nächste... in deinem Tempo, so wie du dabei in DEINER Balance bleiben kannst!


Und das übrigens völlig unabhängig davon wie weit und wie schnell „andere“ sein mögen ;)




"When you achieve a balance of Yin and Yang in the body, you become healthy. Optimal health equals Yin Yang Balance. In general, the healing principles are “Replenish what is in deficiency, reduce what is in excess”.  



Also mit was kannst du dich gerade nähren und mit positiver Energie füllen und was musst du (noch mehr) reduzieren?


Und selbst wenn du nicht daran glauben kannst, dass du wieder gesund wirst, kann dir diese Perspektive vielleicht dabei helfen, dass es dir im Krank sein aber besser gehen kann.


Vielleicht braucht es erstmal Balance im Krank sein bevor es ans gesund werden geht?


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